>>>>> Installation 2012 im Kunsthaus Graz
Für uns gibt es gewichtige Gründe theoretische Abhandlungen zu meiden.
Am 26 Jänner 1839 wurde eine Schrift Arthur Schopenhauers über die Freiheit von der Königlich Norwegischen Societät der Wissenschaften zu Drontheim mit einem Preis gekrönt. Auswirkungen haben sich in 130 Jahren nicht gezeigt. Auch alle Manifeste über Architektur versagen, da sie sprachliche Wucherungen sind, und nicht Architektur. In der Folge ergeben sich derartige Behauptungen wie "Flexibilität in der Architektur entspricht dem Verlangen nach Freiheit" oder "organische Bauformen organischen Lebensvorgängen". Solche Vereinfachungen haben mit Raumbildungen nichts gemein.
Wir können die Ansicht, dass Prognosenforschung geeigneter Rückhalt für
Zukunftsplanungen sein könnte, nicht teilen. Wegen mangelnder Distanz zwischen Beobachter
und Umwelt, ist jede Beobachtung ein Eingriff und verändert den behandelten Zustand. (Z.
B.: Meinungsumfragen registrieren nicht Meinungen, die nach der Befragung noch gültig
wären, sonddern bilden Umwelten.)
Aus der Beobachtung, dass sich Erkenntnisse der Wissenschaften nur wenig auf
die gebaute Umgebung auswirken, muss man schließen, dass die wesentlichen Veränderungen
nicht auf dem Gebiet des Bauens vor sich gehen. Umsetzung von Ergebnissen wird auf noch
nicht vorhandene Technologien verschoben, Auswirkungen werden auf einem falschen Gebiet
erwartet. Das macht es schwierig, sich ereignende Vorgänge zu erkennen, gegenwärtige
Fragen mit vorhandenen Möglichkeiten zu lösen: Wir befinden uns in einer umfassenden,
nicht schwerkraftgebundenen Umwelt, in der die Bautätigkeit nur mehr eine
Nebenerscheinung ist.
Unser Beitrag zum Wettbewerb ist eine
Anordnung, die der Situation, in der wir jetzt leben entspricht.
Von einem festen Standpunkt aus befindet man sich in klaren Distanzverhältnissen zu Erscheinungen sie zeigen sich in perspektivischen Größenordnungen.
Elemente wie sie in unserer Anordnung verwendet werden, heben perspektivisch geometrischen Raum auf. Es sind Elemente des täglichen Umgangs. Nicht das Größte oder Naheliegendste sondern das Intensivste wird zum Gegenstand unserer Erfahrung.
Das hier auftretende, von der Wirklichkeit abgelesene Phänomen der Verschachtelung von Umwelten ist selbst Umwelt. Daher kommt es, dass die Wirkung der Anordnung nicht vor, sonder bei der Benutzung bewusst wird.
Aus der allgemeinen Umgebung werden Bilder, Töne und Zeichen herausgelöst und zu einer Anordnung reproduziert. Sie laufen für den Benutzer zusammen; in ihrer Erscheinung zwar transformiert, jedoch in leicht erkennbaren Bezügen: wir befinden uns in einem Netz von Sachverhalten, dessen Information den Demonstrationsraum bildet. Dabei wird Masse (Materie) nur mehr für Geräte verwendet, die Sachverhalte für uns wahrnehmbar machen.
RÄUMLICHE ANORDNUNG gebildet durch Herstellen von Beziehungen mit Hilfe von 2 TV Kameras als
Außenstation Auf eine begehbare Ebene sind zwei Glasflä- Auf einem feinmaschigen Netz ist eine Lichtbildprojektion von Für einen Besucher können alle Gegenstände und er selbst im Diese räumliche Anordnung entspricht einem Plan für |
Wir wollen in der Anordnung Anschlüsse an das Netz von Sachverhalten der erfassbaren Welt ermöglichen.
Für uns ist Umwelt der augenblickliche Anschlusspunkt, das gegenwärtige Erlebnisfeld. Erscheinungen von den Sinnen nähergebracht und alle Vorstellungen. Hautnahe Dinge, auch Übertragungen elektronischer Medien von weit her. Facetten des gesamten Raumes vom einzelnen aufgefangen und zusammengefügt. Der Benutzer soll erkennen können, dass er durch die künstlicheUmwelt der Anordnung Umwelt umfassender erfahren kann.
Es gibt keine Frage, befindet man sich in ursprünglicher Bindung an die Umwelt. Diese direkte Beziehung wird gelöst, sobald man zu denken beginnt, spricht, Planungen anstellt u. ä. Bei der Loslösung entstehen Bilder (nicht von der Umwelt sie sind jedoch selbst Umwelt). Man steht nicht nur mit der bisherigen Umwelt allein in Beziehung, sondern auch mit einem Bild, das seinerseits eine eigenständige Entwicklung hervorruft. In der Ebene von Bildern entstehen Probleme, die außerhalb der Ebene nicht existieren. Sie sind Scheinprobleme.
Architektur, Freiheit, Dauer
Freiheit kann weder definiert, noch mittels Dingen dargestellt werden alle
Versuche enden im Determinismus, womit Freiheit gerade verdrängt wird.
Freiheit ist jederzeit und allerorts möglich Architektur kann diesen Sachverhalt
nicht ändern.
Darstellungen haftet an, nicht das Darzustellende zu sein, sondern hauptsächlich ein
Ausdruck der eigenständigen Automatik der gewählten Darstellungsart. Planungen sind
ihrer Art nach Darstellungen; sie eliminieren Dauer.
Freiheit sowie Zukunft sind nur unmittelbar erlebbar. Sie können nicht wahrgenommen
werden. Es wird klar, dass sie nicht Phänomende
des Raumes sind.
Zukunft und Freiheit fordern ein offenes System:
Eine effektive Handlung in der Umwelt ist in der Ebene eines Bildes nicht möglich. Die gesamte Umwelt mit Hilfe von Bildern in die Zukunft entfalten, kann nicht durch eine eigenständige Entwicklung der Bilder geschehen (es sei denn, die Bilder wären ein Duplikat der Umwelt).
Freiheit ist dem Wesen nach ein intensives Phänomen. Jede Verräumlichung lässt Freiheit und Möglichkeiten degenerieren. Freiheit kann nicht als Bild bestehen
Zeitungsartikel | Flugblatt |
Zeitungsartikel
trigon 69 ist neben anderem Zeitgeschehen die Uraufführung einer Scheinwelt im Theater der Grazer Kultur.
trigon 69 ist das Ergebnis einer Verwirrung, in der das Verhältnis von Extensiv und Intensiv aufgehoben ist. Nirgends besteht Einsicht, daß es sich deshalb um eine künstliche Problematik handelt.
Es gibt keine Frage, befindet man sich in ursprünglicher Bindung an die Umwelt. Diese direkte Beziehung wird gelöst, sobald man zu denken beginnt, spricht, Planungen anstellt u. ä. Bei der Loslösung entstehen Bilder (nicht von der Umwelt sie sind jedoch selbst Umwelt). Man steht nicht nur mit der bisherigen Umwelt allein in Beziehung, sondern auch mit einem Bild, das seinerseits eine eigenständige Entwicklung hervorruft. In der Ebene von Bildern entstehen Probleme, die außerhalb der Ebene nicht existieren. Sie sind Scheinprobleme.
Eine effektive Handlung in der Umwelt ist in der Ebene eines Bildes nicht möglich. Die gesamte Umwelt mit Hilfe von Bildern in die Zukunft zu entfalten, kann nicht durch eine eigenständige Entwicklung der Bilder geschehen (es sei denn, die Bilder wären ein Duplikat der Umwelt).
Freiheit ist dem Wesen nach ein intensives Phänomen. Jede Verräumlichung lässt Freiheit und Möglichkeiten degenerieren. Freiheit kann nicht als Bild bestehen.
Zukunft und Freiheit fordern ein offenes System.
Ein chrakteristisches Modell als Sonde für diese Überlegungen ist das trigon-reflex-programm: Die verwendeten Frage- und Behauptungssätze sind Bilder (als solche in ihrer Aussage über die Umwelt unüberprüfbar und daher prinzipiell anzuzweifeln). Das Flußdiagramm ist ein Bild. Diese Bilder bestehen unabhängig voneinander und sind austauschbar. Mit Hilfe der Satzbilder legt der Benutzer irgendeinen (seinern?) Weg durch das Diagramm. Das ist der auftretende Sachverhalt. Daß dieses Programm irgendwas mit der "Bewertung" einer künstlerischen Manifestation (usw. siehe Katalog) zu tun hat, ist eine pure Behauptung und zeigt die völlige Ignoranz der Verantwortlichen gegenüber Eigenschaften verwendeter Mittel. Mit einem derart primitiven, geschlossenem System will man Umwelt erfassen.
Der Gebrauch eines kastrierten Computers ist die gleiche Perversion wie das Zurschaustellen einer Pille (Beitrag von Hollein): bereits bestehende, wirksame Umweltfaktoren werden auf Darstellungen, in denen sie unwirksam sind reduziert. Blindlings macht Mosso den Teil zum Ganzen und bietet in einer Patentlösung das Ende von Freiheit und Zukunft, somit der Evolution. Daß es einer Jury nicht gelingt, Arbeiten zu eliminieren, die lediglich aus häßlichen Grafiken und wiederlichen Stilblüten bestehen (u.a. der Beitrag von Schlosser), zeigt, daß deren Mitglieder nicht über dem Niveau der Arbeiten stehen.
Aus all diesen Gründen sprechen wir trigon 69 jedweden Wert ab.
Jedoch als Ausnahme: Das Projekt von Murauer und Kriesche die Badewanne ist die Wirksamkeit eines Gegenstandes. Das ist Umwelt. Eine ähnliche Tendenz hat der Soul Flipper (von Himmelblau). An die Leistung des Original-Hootenanny-Flipper kommt er noch nicht heran.
Hartmut Skerbisch, Manfred Wolff-Plottegg
Flugblatt
Die Ausschreibung zum Ideenwettbewerb trigon 69 offenbart völlige Verwirrung
gegenüber dem Thema "Architektur und Freiheit" sie ist eine Anhäufung
von beliebigen Begriffen, mit denen Situationen gelöst werden wollen: "realisierbare
Freiheit durch Architektur", "Freiheit des Menschen als Individuum und in der
Gesellschaft", "begrenzte Utopie der Zukunft", "Grenzen und
Bedingungen der Freiheit", "Architektur und bla, bla, bla,
" Dies
wird als geistige Voraussetzung und Ausgangspunkt bezeichnet auf diese Weise muss
Zukunft ja zum Angst- und Traumbild werden.
In unserem Beitrag zum Wettbewerb haben wir auf derartige Unsinnigkeiten hingewiesen und
stellen nochmals fest:
Freiheit kann weder definiert , noch mittels Dingen dargestellt werden, alle Versuche
enden im Determinismus womit Freiheit gerade verdrängt wird.
Freiheit ist jederzeit und allerorts möglich Architektur kann diesen Sachverhalt
nicht ändern.
Darstellungen haftet an, nicht das Darzustellende zu sein, sondern hauptsächlich ein
Ausdruck der eigenständigen Automatik der gewählten Darstellungsart. Planungen sind
ihrer Art nach Darstellungen. Ihr Wesen ist es, die wahre Natur der Zeit zu eliminieren.
Freiheit sowie Zukunft sind nur unmittelbar erlebbar. Sie können nicht wahrgenommen
werden. Es wird klar, dass sie nicht Phänomene des Raumes sind.
Durch geistige Fehlleistungen, die diesen einfachen Überlegungen nicht Rechnung tragen,
entsteht eine künstliche Problematik, die zu Wucherungen von Darstellungen aller Art
führt. Und damit begnügt sich trigon 69.
Hartmut Skerbisch, Manfred Wolff-Plottegg
AZ 2, Rechbauerstr. 12, 8010 Graz