Manfred Wolff-Plottegg

HYBRID ARCHITEKTUR
&
HYPER FUNKTIONEN

Passagen Verlag
Deutsche Erstausgabe
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung
des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst in Wien
des Bundeskanzlermates, Sektion Kunst
des Landes Steiermark,
der Stadt Wien / MA 7 Referat Wissenschafts- und Forschungsförderung

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bbliografische Daten sind im Internet über http:// dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten
ISBN-10: 3-85165-622-9
ISBN-13: 978-3-85165-622-0
© 2007 by Passagen Verlag Ges.m.b.H., Wien

Grafisches Konzept: Ecke Bonk
Lektorat: Stefan Schwar
Satz: Passagen Verlag Ges.m.b.H., Wien
Druck: Manz Crossmedia GmbH & Co KG, 1051 Wien

Manuela Hötzl im Gespräch mit Manfred Wolff-Plottegg
(siehe Architektur & Bauforum 13 / 2007)
Der Architekt als Funktionserfinder

INHALT

Leseprobe ..... interrupt .... all inclusive

PLANUNG DER PLANUNG

DESIGNING DESIGN

Im Umfeld der Planung

The Background of Design

Der Architekt und die Regeln

The Architect and the Rules

Weltverbesserer und Besserwisser

Saving the word & knowing better

Authentizität / Identität / Originalität

Authenticity / Identity / Originality

Der persönliche Geschmack

Personal Taste

Architektur als Abbild

Architecture as Reflection

Die saubere Lösung

The Clean & Proper Solutions

Spezialisierung

Specialisation

Qualitätskriterien

Quality Criteria

Regeln für Regeln

Rules for Rules

Trennungen

Separations

Zuordnungen

Allocations

Verknüpfungen

Connections

DER ZEIT VORAUS

AHEAD OF TIME

Eine Klientin, eine Anekdote

A Client, an Anecdote

Metamorphose einer Stadtwohnung

Metarmorphosis of a City Apartment

Hybrid Architektur schon 1980

Hybrid Architecture already in 1980

Typical Austrian Futon Construction

Typical Austrian Futon Construction

Das binäre Haus

The Binary House

Readme.1st

Readme.1st

Türtreppentreppentür

Door-Stair-Stair-Door

Architektur jenseits der Identität und Inklusion ist Exklusion und Differenz von Kunst

Architecture beyond Identity and Inclusion is Exclusion and Difference from Art

Vorläufer und neue Phänomene

Precursors and new Phenomenons

Nebeneinander im Raum

Side by Side in Space

Nacheinander in der Zeit

One after the other in Time

In anderer Verwendung

A Different Use

Am anderen Ort

A Different Place

Die andere Urheberschaft

A Different Authorship

HYPER PLANUNG

HYPER DESIGN

Verschiebung in das Operative

Transfer into the Operational Processes

Planung n-ter Ordnung

Design of the nth Order

Suspendierungen

Suspension

Fragmentierung

Fragmentation

Freie Interpretation

Free Interpretation

Non Sequential

Non-sequential

Interrupt

Interrupt

All Inclusive

All Inclusive

Überlagerungen

Overlappings

Überfluss & Hyperaktivität

Abundance & Hyperactivity

Funktionserfindung

Invention of Functions

Preis für die Erfindung einer neuen Funktion

Award for the Invention of a New Function

Skript für Handlungshybride

Script for Hybrids of Actions

 

KLAPPENTEXT

Seit die Postmoderne den Nachweis geliefert hat, dass in jedem Fall alle Formen überall gebaut werden können, seit mit Hilfe des Computers auch noch nicht da gewesene, beliebige Formen generiert werden können, seit sich folglich Ziele wie die Einheit von Form-Funktion-Konstruktion oder Ableitungen wie form follows function als ebenso obsolet herausgestellt haben wie die typologische Verankerung in Ort und Geschichte, ist die Architektur(-theorie) im Limesbild der Austauschbarkeit der Ismen gefangen und weiß nicht mehr weiter. Ein Ausweg bahnt sich in der Hybrid Architektur an: Nun werden morphing, merging, scaling, sampling (Vorgangsweisen zur Formfindung, für die in den vorangegangenen 25 Jahren reichlich Erfahrung gesammelt wurde) prozessual auf die Funktionen angewendet; dies ist nicht nur die logische Fortsetzung in der Anwendung der tools, dies zeichnet sich auch in der Dynamik der Entwicklungen im Baugeschehen ab. Hybrid Architektur & Hyper Funktionen ist die ultimative Abkehr von Funktionstrennungen und vom Planungsdeterminismus, von der traditionellen Objekt-Architektur hin zu einer prozesshaften Steuerung der Architektur.

Manfred Wolff-Plottegg, Jahrgang 1946, Architekt in Graz und Wien, Ordinarius für Gebäudelehre und Entwerfen und Vorstand des Institutes für Architektur und Entwerfen an der TU Wien. Hybrid Architektur ist Forschungsschwerpunkt zur Neudefinition des Funktionalismus.

 


Interrupt

 Die Regel / Verpflichtung „Immer-alles-fertig-Machen“: mach endlich fertig ..... das muss man erst fertig bringen! ….. und das soll fertig sein? Der Terror, etwas fertig machen zu müssen, fertig machen zu wollen ..... und wann wird das überhaupt einmal fertig? fix und fertig! Die Sache zu (einem guten) Ende bringen, vor allem aber: ..... jetzt lass mich doch ausreden! – unterbrich mich nicht! ..... jetzt mach aber einen Punkt. Es gilt als schlampig, etwas nicht vollständig zu machen..... ordentlich sein / brav sein heißt, mit Geduld zu Ende zu bringen (nicht herunterhudeln)[1] ..... das satte Gefühl, etwas (ordentlich!) erledigt zu haben: das Ziel (Zieldefinition nicht vergessen!) ist erreicht ..... die Jahresabschlussfeier ..... und schließlich vollendet ..... wirklich vollendet (schön, z.B.) ….. fertig eingesackt und zugeschnürt.

 Wer schneller fertig ist, hat gewonnen (bei allen Sportarten, auch in der Wissenschaft, im Geschäftsleben .....). Am halben Weg schlapp machen, aufhören ist unehrenhaft ..... der Interruptus ..... der Selbstmord ..... schon fertig? Sisyphos ..... einen Zyklus fertig machen ..... dann wieder beginnen .....

 Aber ..... wann ist etwas fertig, wenn alles immer weitergeht? ..... was folgt dann, wenn etwas fertig ist? ..... Zuerst fragmentarisch fertig, dann provisorisch fertig, dann endgültig fertig! ..... Nur was zuvor determiniert worden ist, kann dieser Definition entsprechend fertig sein.

 Nur in geschlossenen (Teil-) Systemen kann etwas (in sich) fertig sein ..... das Beobachtungsfenster, das Zeitfenster eng genug genommen ..... Das Haus ist noch nicht fertig, aber das Fundament ist fertig betoniert ..... Und zusätzlich das Paradoxon: Nicht fertig machen ..... ist insofern also doch schon „fertig“. Für die Hybrid-Planung ist die Feststellung „fertig / nicht fertig“ sekundär, sie bedient sich des interrupts, um Prozesse / Architektur als System offen zu halten, als offenes Handlungsfeld ..... der Schlussstein kommt in der heutigen Architektur nicht mehr vor, wir sind damit fertig!

 Der Genuss, nie aufhören zu müssen ..... und niemals fertig zu werden ..... der Genuss, aufhören zu können ..... obwohl man noch nicht fertig ist ..... sich das Undsoweiter zu ersparen, die Großzügigkeit, nicht alles bis zur letzten Neige ..... und ..... (Das muss noch fertig gedacht werden .....)

 Interrupt[2] ..... mit allen Erfahrungen und Eigenschaften der Fragmentierung – hier also zeitliche Fragmentierung ..... unterbrechen oder abbrechen, vor allem stören, zum Stolpern bringen[3]: Das erhöht das Potenzial für Veränderungen / Entwicklungen ..... lässt Spielraum offen ..... ermöglicht, zeitkritische, urgente Ereignisse einzuschieben: Wenn ein architektonisches Konzept erst „halb definiert“ ist ..... ist es noch hantierbarer, leichter steuerbar, weil eben noch nicht fertig determiniert und daher im weiteren Verlauf noch leichter verformbar / gestaltbar / vermengbar ..... hybridisierbar .....

 Die Zeit raffen, die Halbwertszeit heruntersetzen, die Verdoppelungsrate erhöhen ..... ein interrupt macht schneller, beschleunigt die Handlungen ..... bevor etwas fertig ist, kann schon mit der nächsten Entwicklung begonnen werden ..... siehe fuzzy logic ..... und noch einmal quick & dirty!

 Natürlich auch die Sätze nicht fertig machen – die Chance, einen Gedanken offen zu lassen. Die Pläne nicht fertig machen. Das Nicht-fertig-Machen als Hilfsmittel gegen den Determinismus, ein punktueller Beitrag zu einem offenen System.

 Die Obsession des Architekten nach Vollständigkeit konterkarieren[4] ..... also nur mehr Teilhandlungen, Teilplanungen ..... die Unvollständigkeit geradezu als konstituierendes Element für Hybride ..... um nämlich neben sich für das andere, für die Vermischung Spielraum zu lassen (zu schaffen). Die fuzzy logic, die Theorie der Unschärfe, bietet für die vorläufige Unvollständigkeit den systemischen Hintergrund.

 Hybrid setzt auf die Neupositionierung einiger Grundfragen der Planung, die alle auf dem Paradigma einer Fertigstellung basieren: der Determinismus (vorweggenommene Ergebnisse), die abgeschlossene Handlung (Planung, Bauherstellung, Nutzung .....), die gekapselte Funktion, die Obsession der Vollständigkeit (erst wenn alle Faktoren berücksichtigt sind, ist etwas fertig), Entscheidungen treffen und dann durchziehen, das Eintreten / Absahnen des Erfolges .....

 Ein interrupt befreit von der (fixen) Idee, von der Verpflichtung zur Produktion der Kontinuität, die unter dem Aspekt der Rückwärtskompatibilität, der Einfügung und Anpassung immer wieder gefordert wird .....

 Durch die Interrupt-Spielweise können jetzt alle (vorzeitig) abgebrochenen und schon ausgeschlossenen Projekte wieder hereingeholt werden ..... um noch mehr Material für die Hybridisierung zu haben[5] – sie werden rehabilitiert (der Grund für die vormalige Unterbrechung / Abbruch ist vergessen).

 Eine der Hauptregeln der Hybrid Architektur könnte folglich sein: alles beginnen und nichts fertig machen (denn so erhöht sich das Potenzial zur Gleichzeitigkeit), unterbrechen und woanders weitermachen und später fortsetzen oder abgebrochen lassen und überhaupt gleichzeitig Mehreres. Interrupt ist die Fragmentierung eines Handlungslaufes, ermöglicht non sequential acting.

 Ein Ziel wird nicht abgewartet, sondern überschrieben, und schon wird ein anderer Ablauf gestartet, ein Stolpern produziert durch interrupts: Entscheidungen nicht treffen (indecision), das Nächste sofort starten ..... hier ist der Ansatz für beliebige Hyperaktivitäten.

 Hyper-Planungen gehechelt wie hyperventiliert, über Bedarf / Bedürfnis hinaus, beschleunigt: Die übliche Beschleunigung trachtet danach, ein return on investment schneller zu bekommen. Ein hype wartet die Erfolgsbilanz nicht einmal ab! (Bei Überschallgeschwindigkeit kommen der Schall und der Kondensstreifen erst zeitversetzt / hintennach). Die Hyperaktivität (außerhalb der eigenen Kontrolle) ..... über / drüber.[6] ..... hyper ist ein weiterer transkategorischer Schub.

 ..... hybrid planen heißt also: nicht fertig planen, keinesfalls bis ins Detail fertig planen, nicht fertig denken, nicht ausreden ..... der Champion beendet durch Abbruch vor der Zeit.

 hyper interrupt: P.S.[7]


[1] Du bist schon fertig, sagte der Künstler zum Torso .....

[2] In der EDV ist ein interrupt ein Signal, das von einem Gerät innerhalb des Rechners (oder von einer software, die im Rechner läuft) an das Betriebssytem gegeben wird. Dieses Signal führt dazu, dass das Betriebssystem seine momentanen Arbeiten anhält und andere (eventuell dringendere) Aufgaben zuvor ausführt ..... siehe hardware interrupts, software interrupts, interrupt controller, interrupt requests .....

[3] Nicht zuletzt auch die vorherrschenden Denk- und Argumentationsweisen in der Architektur.

[4] Die Obsession, alles immer fertig machen zu müssen, hat auch einen Zeitfaktor: Wenn ich noch eine Woche länger Zeit gehabt hätte ..... hätte ich den Wettbewerb gewonnen! Fertig machen dauert natürlich länger.

[5] Nicht um diese (rechthaberisch) fertig zu stellen.

[6] Daher wird autochthon & archetypisch als überautochthon & überarchetypisch abgehandelt. Die Haltung autochthon & archetypisch war ohnehin immer nur behauptet, ist nicht unbedingt aktuell, wird aber wieder nicht ausgeschlossen / niedergebügelt (all inclusive) – sondern in den hype gelegt.

[7] Ist dieser Text jetzt fertig oder abgebrochen? Wenn ich den Gedanken, nichts fertig zu machen, fertig (?) habe, sollte ich konsequenterweise (fordert die lineare Einfalt) diesen Text nicht fertig stellen. Wenn der Text zumindest so weit fertig ist, dass er in Druck gehen kann, widerspricht dies nicht der Grundthese ..... ich lasse die Gedanken offen!

 


All Inclusive

 Man könnte von einem System des Ausschließens ausgehen – es ist das Übliche: Bauschäden / Nachforderungen ausschließen ..... keine Holz- oder Lehmbauten (nur NIRO und Glas) ..... nur Wein von vor 1986 (nicht verstrahlt, vor Tschernobyl) trinken ..... unbedingt nachhaltig (und ökologisch) bauen .....

 Als Planungsgrundlage müsste man eine Liste zusammenstellen bzw. eine Regel dafür aufstellen / anwenden, was ausgeschlossen werden soll; (..... du darfst nicht, du sollst nicht ..... die do nots der Architektur, schon demnächst online). Und dann muss man diese Listen / Regeln als Norm implantieren / umsetzen ..... alles ein mühevoller Vorgang, vor allem, wenn jeder seine eigene Liste haben will, samt regelmäßigem upgrade.

 All inclusive erspart diese Vorarbeiten, kümmert sich nicht darum. Man muss vieles gar nicht erst ausschließen, weil es sich von selbst erledigt: Wenn vorgebracht wird, diese oder jene Faktoren müssen in der Planung auch noch berücksichtigt [8], werden, sie dürften keinesfalls vernachlässigt / vergessen werden, weil sie sich immer auswirken ..... sage ich: Ich nehme diese Faktoren nicht in die Planung auf; wenn sie sich auswirken – mögen sie wirksam sein, dafür brauche ich nicht planend behilflich sein (nachhelfen) ..... und wenn sie sich nicht auswirken sollten, dann wäre es falscher / leerer Planungsaufwand gewesen.

 So mancher Planer will nach Belieben einzelne Regeln ..... die Gesamtheit der Regeln ..... in Frage stellen / abstellen, alles ausblenden ..... um autonom / neu beginnen zu können. [9], Die angestrebte Grenzüberschreitung – das ist nichts Neues. Die selbstorganisierten, gewachsenen Regeln lassen sich jedoch nicht von irgendjemandem einfach abschaffen – daher ist die logische Konsequenz: alle Regeln anwenden und auslizitieren, bis das Limesbild erreicht ist ..... schon vorher abbrechen ..... und sofort weiter ..... So generiert sich ein Hybrid selbst!

 Alle bisherigen Architektur-Regeln und vor allem deren Zusammenspiel sind unübersehbar geworden. Da sie nach der All-inclusive-Regel auch weiterhin gelten, werden sie als gleichwertige Teilsysteme behandelt, allerdings ggf. mit Suspendierungen, interrupt, freier Interpretation etc. belegt.

 Die All-inclusive-Regel ist genauso generös wie das vorzeitige Abbrechen. Auch die Stringenz des Argumentes ist hervorzuheben: All inclusive ist quasi automatisch da, wenn nicht getrennt werden soll. All inclusive ist selbst eine einfache Regel, sie erübrigt das Aufstellen von anderen Regeln, z.B. was nicht gültig ist, was und wie ausgeschlossen werden soll. Alles ist da, alles wird geboten (selbstverständlich über die Bedürfnisbefriedigung, die Funktionserfüllung hinaus!).

 Bei all inclusive wird nichts ausgeschlossen, nicht abgegrenzt, es wird nichts diskriminiert. Es ist nicht notwendig zu selektieren / zu entscheiden, es müssen keine Prioritäten, es sollen keine Bewertungen gesetzt werden. Es werden aber auch keine Regeln aufgehoben (ggf. werden sie bis zum Widerspruch invertiert, suspendiert, beschleunigt oder überhöht), alle Regeln gleichzeitig – und noch dazu affirmativ – anzuwenden ist eine Garantie für ein Hybrid. [10],

 All inclusive .…. die heutige Marketingregel gilt auch hier ….. eine Diktion der Überharmonisierung, ein Überangebot, ein Urlaubsangebot, also auch inklusive Getränke, wie im Schlaraffenland; ..... alles maximal ausnützen, bis zum Erbrechen; Ballermann und Las Vegas, das Hybrid-Prinzip Aufhebung der Ordnung / Aufhebung der Trennung ..... Tag und Nacht nicht mehr zu unterscheiden, gambeln, heiraten oder frühstücken – auch ohne Präferenz und Selektion – der Genuss, auf nichts verzichten zu müssen, jederzeit alles machen zu können, alles gleichzeitig machen zu können, alles überall machen zu können ..... ein Panoptikum ..... immer Kraut und Rüben, es gibt kein stand alone ohne Netz ..... alle Regeln all inclusive, in ihrer Absurdität und Widersprüchlichkeit ..... die Steigerung ..... über ..... ein System, über seine Geschwindigkeit / Fließgrenze hinaus ..... das Füllhorn ..... der Überfluss ..... ermöglicht im vollen Hybrid!

 Aus operativer Sicht beschäftigen sich die traditionellen Vorgangsweisen bei Planungen mit der Synchronisation von Bedürfnis, Absicht, Motiv, Handlung, Wirkung, Erfolg ..... das zielgerichtete Resultat ist eine objektorientierte, apparative Architektur.

 Im Hybrid-Planungsablauf bringt die All-inclusive-Regel eine erhöhte Anzahl von verfügbaren Elementen ein. Primär die große Zahl hat Effekt. Die große Menge unterschiedlicher Elemente bringt neue Nachbarschaften [11], und damit ein höheres Potenzial für Verknüpfungen / Austausch / Überlagerung / Verdichtung. Die Nachbarschaften beziehen sich nicht auf eine zielgerichtete Kombination, auf eine gewünschte Wirkung (Einwirkung, Veränderung, Verbesserung), auf eine gemeinsame Umwelt ..... sie sind „wie die Würfel fallen“ ein start-up für ungeplante Interaktionen. [12],

 Es geht also nicht mehr so sehr um die Synchronisation / Abstimmung. Das Umstülpen von Handlungssträngen, z.B. erhöht sich das Potenzial der Nachbarschaften zusätzlich durch die Inversion (oder Suspendierung) der Argumentation „Ursache / Wirkung“ ..... Grundlage für Vermischungen / Generierungen bis zum asynchronen „Ausnahmezustand“.....

 Selbstverständlich sind auch Funktionen nicht als gekapselte Zuordnungen zu sehen, sondern ebenfalls all inclusive, also ausgeweitet als „Funktionsabläufe”, Handlungsstränge, Handlungsfelder (die aber nicht unbedingt bis zum Ende geführt werden müssen, jederzeit unterbrochen werden können). Durch neue (hybride) Koppelungen, Verknüpfungen emergieren nicht prognostizierbare neue Eigenschaften auf der Makroebene der Hybrid Architektur: In dieser Formulierung wird festgehalten, dass hybrid ein Agens ist.

 Die Suspendierungen kulminieren im all inclusive: Dieses Doppelspiel – eine notwendige Korrektur an der Systematik der Architektur – ist erforderlich für die selbstreferentiellen loops, die lineare (und tendenziöse) Logik, die verschiedenen Qualitätsbegriffe ..... all inclusive, es darf nichts übergangen werden!

 Wenn sich bisher die Architektur mit sich selbst beschäftigt hat / sich die Architekten mit sich selbst beschäftigt haben .... die reine Architektur, die reine Konstruktion, die reine Funktion, die konditionale Raumbildung etc. ..... verlangt all inclusive eine Haltung jenseits der Autonomie der Architektur, jenseits des Mediums Architektur ..... entwickelt dadurch postmediale und transkategorische Denk- und Vorgangsweisen.


[8] Der stille Glauben an den Holismus – ich habe alles berücksichtigt!

[9] Ungestört für sich alleine (in der Bucht / auf der Insel): das vormalige Pionier-Feeling am leeren Blatt Papier, das singuläre Genie – unbeeinflusst.

[10] Und wenn keine Steigerung mehr möglich ist, wird der nächste Schritt in n-ter Ordnung gesetzt, z.B. die Suspendierungen – weil ja auch die Regel für Suspendierungen angewendet / nicht ausgeschlossen werden soll.

[11] Eine Überproduktion eines Produktes bringt keine neuen Nachbarschaften.

[12] dieser Formulierung kristallisiert sich wieder heraus: Es ist möglich, etwas zu planen (Nachbarschaften entstehen zu lassen), ohne zu wissen, was dabei herauskommt (wie die Nachbarschaften in Folge / im Detail interagieren).

 


All Inclusive

Take a system as being exclusive. This is the usual assumption: excluding all warrants for defects / elimination of subsequent claims … no timber or clay constructions (only stainless steel and glass) … consumption of wines prior to 1986 only (without radioactive contamination, before Chernobyl) … sustainable (and of course ecological) building as a definite must.

 In order to create a basis for planning one would need to assemble a list or define a rule that constitutes what should be excluded ( … you may or you should not … , the dos and don’ts of architecture, to be online soon). And then you have to implant / implement these lists/rules as standards ... all this – a tough job, especially when everyone wants his or her own list, including regular upgrading.

 All inclusive will save you all these preparations, it won’t bother much about them either. One does not need to exclude much at the start because this process will run automatically. If it is brought to discussion that this or that factor should be considered in the design process, arguing that its importance is overwhelming and in no case should be neglected or even forgotten[13], the effects of it, and so on … I always argue: I will not consider these criteria during designing at all; if they create any effects, well let them do so – I certainly will not support any of them … and if they have no impact whatsoever, then all the work would have been in vain.

 Some planners would like to question / discard / fade out all ... individual rules … or the entirety of the rules … ad libitum, so that they can start out autonomously[14]. Going beyond the limits is nothing new. However, self-organised, self-generated rules cannot be simply abolished by somebody or another – therefore, the logical consequence is to implement and exploit them until the limits are reached … stop beforehand … and continue immediately … that is how a hybrid generates itself!

 All present architectural rules, and above all, their interaction, have become increasingly conspicuous. Since they still apply in accordance with the all-inclusive-rule, they are treated as equivalent subsystems; they may however, be garnished with suspensions, interrupt, free interpretations etc.

 The all-inclusive-rule is just as generous as the premature drop out. The stringency of the argument must be emphasized. All inclusive is ubiquitous. All inclusive is itself a simple rule. Other rules – e.g. what does not apply, what and how something should be excluded –become superfluous. Everything is at hand, everything is offered (of course, this means fulfilling more than normal demands and functional requirements!).

 All inclusive means nothing will be excluded, nothing limited and nothing discriminated against. It is not necessary to select / to decide; no priorities are to be set, no appraisals are to be made. On the other hand, no rules are anihilated (in some cases they are inverted, suspended, accelerated or exaggerated to the very opposite), the simultaneous application of all the rules – even in an affirmative way – guarantees a hybrid.[15]

 All inclusive … today’s marketing rules apply here as well … is the diction of ultraharmonisation, is excess supplies, is holiday offers, including drinks, like in paradise, … all of this must be exploited to the full, until you vomit; hyperactivity in Mallorca and Las Vegas, the hybrid principle "dissolution of order / dissolution of separation" … no difference between day and night, no difference between gambling, marrying or having breakfast – without preferences and selection – the bliss of foregoing nothing, of doing anything anytime, of doing everything at the same time, of doing anything anywhere … a panopticon … everything muddled up, there is no stand-alone without a safety net… all rules all inclusive, in their absurdity and contradiction … the escalation … of … a system beyond its speed limit / beyond its flow limit … the cornucopia … the profusion … made possible in the full hybrid!

 From an operative point of view, traditional designing procedures are concerned with the synchronisation of demands, intentions, motives, activities, effects, success … the target-oriented result is an object-oriented apparative type of architecture.

 The all-inclusive rule introduces a higher amount of available elements into the hybrid planning process. It is primarily the larger amount that is effective. The great amount of different elements triggers off new neighbourhoods[16] and thus higher potential for connections / exchange / overlapping / densification. The neighbourhoods are not related to a target combination, to a desired effect (impact, change, improvement), to a common environment … they act, like cast die, as a start-up for unplanned interactions.[17]

 So it’s not just a matter of synchronisation / harmonisation any more. The eversion of strings of action, e.g. the potential of neighbourhoods is increased additionally by inversion (or suspension) of the argumentation “cause and effect” … basis for mixtures / generation up to an asynchronous extreme situation…

 Of course, functions, too, are not to be regarded as encapsulated allocations, but as being all inclusive as well, that is, augmented as “functional processes", strings of action, fields of activity (that however needs not to be completed, but can be stopped anytime). By means of new (hybrid) couplings and connections, unforeseen new properties on the macrolevel of hybrid architecture emerge: In this phrasing, hybrid is an agent.

 The suspensions culminate in the all inclusive: this double game – a necessary correction to the systematic of architecture – is required for the self-referential loops, the linear (and tendentious) logics, the various definitions of quality … all inclusive, nothing should be disregarded!

 If architecture has been mainly preoccupied with itself, architects have been preoccupied with themselves … pure architecture, pure construction, pure function, conditional space design etc. … then all inclusive demands an attitude beyond the autonomy of architecture, beyond the medium architecture … and thus develop post-medial and trans-categorical trains of thought and procedures.



[13] The secret belief in holism – I’ve thought of everything!

[14] Absolutely left to his/her own devices (in a lonesome bay / on an island): that good old “pioneer” feeling in the face of a blank sheet of paper – the one-and-only genius – unbiased.

[15] And should no further augmentation be possible, the next step towards an nth order will be made, e.g. the suspensions – since the rule for suspensions applies / should not be excluded.

[16] Excess supply of a product does not create any new neighbourhoods.

[17] The essential meaning of this sentence emerges: it is possible to plan something (create neighbourhoods) without knowing what will happen in the end (like how neighbourhoods could subsequently work or interact).

 


interrupt

The rule / obligation “get everything finished“: get on with it …  get this done! … and you call that finished? Being bullied into finishing something, into wanting to finish something … and when will this ever be finished? Tiptop! To bring something to a (good) end, and above all… now let me have my say! – don’t interrupt me! … come off it now! It is slovenly not to do everything perfectly … to be neat / dutiful means to finish work patiently (don’t be hasty)[18] ... the satisfaction felt after having done something (nicely): the target (don’t forget your target definition!) has been achieved … the annual celebration …. and finally done … really completed to perfection (or beauty, for example) … all wrapped and tied up.

 First come, first served ... the quickest one wins (this rule applies to all kinds of sports, but also to science, to business life …). Going half the way, giving up before you get there is dishonourable … an interruption …  a suicide … are you finished yet? Sisyphos … complete a cycle … then begin again.

 However … when is something finished – if everything is a continual process? … what follows when something is finished? … at first partially finished, then finished as an interim, then finally finished at last! … Only the predetermined can be finished in the sense of its own definition.

 Only in closed (partial) systems can something (in itself) be finished/complete … the timeframe and the observer´s window sufficiently restricted … the house is not yet finished, but the concrete foundations are … and in addition to that the paradox: to be unfinished … is so far probably “finished”. For hybrid planning, the diagnosis “finished“ or “not finished“ is secondary, it uses the interrupt to keep processes / architecture open as a system, as an open field of activity … final keystones do not exist in today’s architecture, we have done with them!

 The pleasure of not having to stop … and never having to finish … the pleasure of finishing when you want to … despite the fact that you are not yet finished … of leaving out the etcetera, the generosity of not doing everything to the bitter end … and … (and this is yet to be thought to an end …).

 Interrupt[19] ... with all the experience and properties of fragmentation – the fragmentation in and of time applies here … interruption or abortion, above all interference, making something stumble[20]: This increases the potential for change / development … allows for scope  … enables the management of crucial, urgent events: when an architectural concept is only “half done“ … it can be handled and controlled more easily, because of the absence of its final determination, thus in due course it is even easier to change, rearrange, remix … hybridable …

 Speed up time, reduce the half-life period, increase the duplication rate … an interrupt makes everything quicker …. accelerates activities, ... before something is done, some other development can already be started … see fuzzy logic … and once again quick & dirty!

 The sentences should naturally not be finished either – the opportunity of leaving thoughts open. Do not finish the plans. Non-completion as an aid against determinism, as a small step to an open system.

 Counteract the architect’s obsession with perfection[21] ... therefore, only partial actions, partial planning … the imperfection as a constitutive element for hybrids … in order to allow for (to create) enough scope next to oneself for an amalgamation. Fuzzy logic, the theory of approximation, creates a systemic background for temporary imperfection.

 Hybrid demands the repositioning of some basic questions of planning that are all based upon the paradigm of completion: determinism (anticipated results), the finished job (designing, construction, use …) the encapsulated function, the obsession with perfection (only when everything has been taken into consideration, is something finished), make decisions and carry them out, success is achieved and celebrated ….

 An interrupt releases from the (obsessive) idea of being obliged to produce continuity, which is always being called for under the aspect of backward compatibility, inclusion and adaptability.

 By means of interrupt ways of playing, all (prematurely) interrupted and excluded projects can be reconsidered … in order to collect still more material for the hybridisation[22] – they will be rehabilitated (the reason for the premature end / abortion has been forgotten).

 One of the main rules of hybrid architecture could be the following: to start everything and not finish anything (in this way the potential for simultaneousness increases), to interrupt and continue somewhere else and continue later on, or leave it interrupted and create even more possibilities at the same time. Interrupt is the fragmentation of a string of action, enables non sequential acting.

 A goal should not be awaited, but overwritten, and lo and behold! and again a different string of events will commence and stumbling will be caused by interrupts: don’t make any decisions (indecisions!), start the next thing at once … this is the approach for any kind of hyperactivity.

 Hyper-planning, panted and hyperventilated, accelerated, way over normal demands / needs. Normal acceleration strives to obtain a return on investment more quickly. A hype does not even wait for the balance of success! (During supersonic speed, the sound and the condensation trail appear time displaced / afterwards). Hyperactivity (beyond all self control) … over the top![23] ... hyper is a further transcategorical thrust.

 ... hybrid designing means then: do not finish your plans, by no means plan in minute detail, do not think to the very end, do not finish speaking … a champion stops before time is up.

 hyper interrupt: P.S.[24]


[18] You are already done, the artist said to the torso …

[19] In EDP, an interrupt is a signal that is transmitted from a device within the computer (or from the software in the computer) to the operating system. This signal causes the operating system to interrupt its current task and carry out other (urgent) tasks first … see hardware interrupts, software interrupts, interrupt controller, interrupt requests ...

[20] Not least the dominant school of thought and argumentation in architecture.

[21] The obsession with always finishing everything involves a time factor: if I had had another week’s time, I would have won the competition! Finishing everything takes longer.

[22] You are not meant to complete them in a domineering manner.

[23] Therefore, vernacular and archetypical are treated as being ultravernacular and ultraarchetypical. The vernacular and archetypical attitude was only an allegation in any case, and is not really up to date. It is, however, not excluded / flattened out (all inclusive) – but put into the hype.

[24] Is this text finished or has it been interrupted? As soon as I am finished with the idea of not finishing anything (?), I should, as a consequence, not put a full stop at the end of this text (linear simplicity demands this). However, as soon as the text is ready to be printed, it will still not contradict my basic idea ... open thinking!